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Ergebnisse der Produktanalyse - Teil 1

Blogreihe: Wie viel grün“ steckt in der Wohngebäudeversicherung?

Um das herauszufinden haben wir im Rahmen von CREATE Ende 2023 eine umfangreiche Produktanalyse der Premiumtarife von 34 Wohngebäudeversicherungen durchgeführt. Premiumtarife deswegen, weil dort der umfassendste Leistungsumfang enthalten ist, und damit die Wahrscheinlichkeit nachhaltige Merkmale zu finden, entsprechend am höchsten ist.
Untersucht haben wir dafür die Webseiten der Versicherungen, sind auf die Produktseite der Wohngebäudeversicherung gegangen, haben die umfangreichen Versicherungsbedingungen durchgearbeitet, wo es gab Online-Tarifrechner durchgeklickt usw. All diese Informationen wurden dann ausgewertet und die einzelnen Klauseln miteinander verglichen (konkret: ab welcher Schadenhöhe kann eine Leistung in Anspruch genommen werden und bis zu welcher Höhe werden die Kosten von der Versicherung übernommen? Die Ergebnisse dazu folgen in unserem nächsten Blogbeitrag).
All dies gibt ein gutes Bild ab, welche nachhaltigen Merkmale nun bereits in den Policen enthalten sind, also wie viel „grün“ tatsächlich in den Policen steckt (und im Umkehrschluss dann auch, woran die transformative Wirkung tatsächlich scheitern könnte).
Grundsätzlich gilt: Hohes Potenzial zur Treibhausgas (THG)-Reduktion haben vor allem Merkmale mit Bezug zur Sanierung von Heizung und Dämmung. Andere baulichen Veränderungen wirken durch die Vermeidung bzw. Verminderung der THG-Intensität im Schadensfall. Dies kann entweder durch Prävention bzw. präventive Maßnahmen oder durch Einsatz THG-reduzierter Schadenbehebungsprozesse bzw. Materialien/Baustoffe erreicht werden.
Um die Länge des Beitrags nicht zu überstrapazieren, möchten wir nun in einem ersten Schritt die gefundenen nachhaltigen Mehrleistungen mit direkten bzw. indirekten Bezug zur Sanierung und Modernisierung zuerst näher vorstellen.
Gefundene nachhaltige Mehrleistungen und deren Vorteile für Versicherungskunden
Zur Erinnerung: Bei nachhaltigen Mehrleistungen handelt es sich um Aspekte, bei denen die Versicherungen im Schadensfall die anfallenden Wiederherstellungs-Kosten & -Aufwände nicht in Form der üblichen Regulierung nach „gleicher Art und Güte“, sondern dem Prinzip „Nachhaltig besserer Art und Güte“ folgen. Gerade hier können viele Hebel angesetzt werden, um die (nachhaltige) Sanierung und Modernisierung zu steigern, und dadurch die Emissionsintensität des Gebäudes deutlich zu reduzieren.
Hier die Übersicht der bereits tatsächlich in Premiumtarifen gefundenen nachhaltigen Mehrleistungen mit direktem/indirektem Bezug zu Sanierung und Modernisierung, auf die Sie achten sollten.

Nachhaltiges Merkmal.PNG                                           Abbildung: Übersicht gefundene Mehrleistungen mit Bezug zur Sanierung / Modernisierung

Bei der Klausel „Mehrleistung für behördlich nicht vorgeschriebene energetische Modernisierung“, geht es zum Beispiel darum, dass die Versicherung im Schadensfall nicht nur die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands übernimmt, sondern auch die Kosten für energetische Verbesserungen oder Modernisierungen. Beispielsweise würden Fenster mit besserer Wärmedämmung (z.B. Dreifachverglasung statt der gesetzlich vorgeschriebenen Zweifachverglasung), nach einem Sturmschaden eine Dachdämmung nach Passivhausstandard usw.
→ Dies ist nicht nur klimatechnisch sehr sinnvoll, sondern kann auch für den Versicherungsnehmenden sehr attraktiv sein, da es dazu beiträgt, die Energieeffizienz des eigenen Hauses zu steigern und dabei durch den gesunkenen Energiebedarf langfristig Kosten zu sparen.
Wichtige Grundlage dafür ist das Leistungsmerkmal: „Mehrkosten für eine Beratung zur Modernisierung und Sanierung“ bzw. noch spezieller „Beratung durch das BAFA zugelassene Energieberater bzw. qualifizierte baubiologische Berater“. Hier übernimmt die Versicherung die Mehrkosten für die Unterstützung bei der Planung und Umsetzung von zukunftsorientierten Sanierungsmaßnahmen. Gerade nach einem größeren Schadensfall müssen oft zahlreiche komplexe Entscheidungen getroffen werden, z.B. zur Wahl von Baustoffen, Technologien oder Handwerkern. Die Beratung hilft, Fehler zu vermeiden und die besten Optionen für Energieeffizienz und Modernisierung auszuwählen. Ebenfalls Teil der Beratung kann es sein, den Kunden auf Fördermöglichkeiten (z. B. KfW-Zuschüsse oder BAFA-Programme) hinzuweisen und die Beantragung zu erleichtern.
→ So wird Zeit gespart, fachkundig beraten, Unsicherheiten reduziert und finanzielle Zuschüsse aktiv genutzt. All dies erhöht die Wahrscheinlichkeit Sanierungen/Modernisierungen durchzuführen, die die Versicherten ohne Beratung möglicherweise nicht in Anspruch genommen hätten.
Die Klausel „Mehrleistung für umweltschonende und baubiologische Baumaterialien“ hat eine deutliche nachhaltige Wirkung, indem sie den Einsatz ressourcenschonender, langlebiger und gesundheitlich unbedenklicher Materialien fördert. Umweltschonende Baumaterialien bestehen oft aus nachwachsenden Rohstoffen (z. B. Holz, Kork, Hanf) oder recycelten Materialien, wodurch natürliche Ressourcen geschont werden. Bei der Herstellung solcher Materialien entstehen in der Regel weniger Treibhausgase als bei konventionellen Baustoffen wie Beton oder Kunststoff und sind oft biologisch abbaubar oder leichter zu recyceln. Ein wesentlicher Aspekt ist auch, dass baubiologische Materialien häufig frei sind von Schadstoffen wie Lösungsmitteln, Weichmachern oder Flammschutzmitteln, die ausdünsten und die Raumluft belasten könnten.
→ Für Versicherungskunden bietet diese Klausel daher wichtige gesundheitliche Vorteile und fördert ein gesundes Raumklima, ganz abgesehen von all den Umwelt- und klimapositiven Beiträgen. 
Mehrleistungen für Prävention/ Präventive Maßnahmen” zielen darauf ab, dass Schäden erst gar nicht entstehen bzw. in ihrem Ausmaß deutlich reduziert werden können. Die nachhaltige Wirkung ist klar, denn grob gesprochen „Weniger Schäden bedeuten weniger Abfall und Emissionen“. Hintergrund ist, dass im, Schadensfall nicht nur Emissionen bei der direkten Schadenbehebung entstehen, also der Reparatur an sich, sondern ein Großteil der Emissionen als „Grauen Emissionen“ (Prinzip: „cradle to grave“) anfallen: „Dabei handelt es sich um die Emissionen, die durch die Gewinnung, Herstellung, den Transport, die Montage, die Wartung, den Aus-tausch, den Rückbau, die Entsorgung und die End-of-Life-Aspekte der Materialien und Systeme, aus denen eine Immobilie besteht, freigesetzt werden.“ Dazu gerne mehr in einem anderem Blogbeitrag.
Gerade in Zeiten zunehmender Extremwetterereignisse helfen Präventionsmaßnahmen, Gebäude widerstandsfähiger gegen klimabedingte Schäden wie Überflutungen oder Sturmschäden, zum Beispiel durch Einbau wasserdruckdichter Kellerfenster/-Türen, Schwellen etc. Die Erstellung eines Hochwasserpasses ist eine weitere präventive Maßnahme, anhand dessen direkt die Gefährdungslage eines Gebäudes sowie möglicher risikoreduzierender Maßnahmen ersichtlich werden.
Auch unabhängig von klimabedingten Schadenereignissen hilft Prävention: Zirka 80% der durch Versicherungen gezahlten Schadenleistungen fallen aufgrund von Feuer- und Leitungswasserschäden an (Quelle: GDV Schadenstatistik 2024). Feuer/-Rauchmelder hat mittlerweile fast jeder in seinem Haus, doch wie sieht es mit z.B. mit regelmäßig gewarteten Rückstauklappen aus? Innovative Technologien mit moderner Sensortechnik können bereits heute frühzeitig Lecks an Leitungswassersystemen feststellen und Alarm geben, um nur ein Beispiel zu geben.
→ Versicherungen sollten also ein großes Interesse daran haben, entsprechend präventive Maßnahmen bei ihren Kunden zu unterstützen, sei es in der Kostenübernahme im Schadenfall, als zusätzliche Assistenzleistung (z.B. Stichwort „Wasserwächter“ bzw. Beratung zur Prävention), oder in Form von angepassten Beitragsprämien bzw. Selbstbehalten. Für Versicherungsnehmer bedeutet die Klausel Sicherheit, Schutz vor finanziellen Risiken und Zugang zu modernen und wirksamen Technologien.
Last but not least: All diese nachhaltigen Vorteile kommen vor allem dann zum Tragen, wenn die entsprechenden Schadendienstleister, also Handwerker, Sachverständige/Gutachter, Sanierungsfirmen usw. sich mit diesen Aspekten auskennen. Um jedoch hier auf den aktuellen Stand zu bleiben, sind regelmäßige Fort- und Weiterbildungen, modernste Geräte (z.B. mit Sensortechnik, Datenübertragung etc.) und zertifiziert nachhaltige Betriebsmittel notwendig. Dies kann (muss aber nicht!) zu höheren Regulierungskosten im Vergleich von „herkömmlichen“ Schadensbehebung führen. Die Klausel „Mehrkostenübernahme für Wiederbeschaffung /Reparatur über nachhaltige Unternehmen“ sichert dies zu.
Weitere gefundene (potenziell) nachhaltige Merkmale in den Wohngebäudepolicen
Darüber hinaus haben wir eine Vielzahl an weiteren (potenziell) nachhaltigen Merkmalen gefunden, ohne direkten Bezug zur (nachhaltigen) Sanierung. Wir haben diese zwecks Übersichtlichkeit in die drei ESG-Kategorien (E = Ökologische/Umweltbezogene Aspekte, S = Soziale Aspekte, G = Aspekte der „Guten Unternehmensführung“) eingeordnet. Eines der häufigsten genannten Mehrleistungen war z.B. die Übernahme von Kosten für behinderten und altersgerechten Umbau nach einem Schaden. Diese Merkmale haben wir aufgrund des Forschungsfokus aber aktuell nicht tiefer analysiert. Wichtig, nur weil vielleicht eines oder mehrere dieser Merkmale in einer Police enthalten sind, handelt es sich dabei trotzdem nicht zwangsläufig um eine wirklich „Nachhaltige Wohngebäudeversicherung“, so wie es oft suggeriert wird.

Weitere Merkmale.PNG

Ausblick
Nachdem wir uns jetzt einen ersten guten Überblick über die wesentlichen gefundenen nachhaltigen Merkmale verschafft haben, möchten wir in unserem nächsten Blogbeitrag nun tiefer in die Ergebnisse einsteigen: Wie oft haben wir diese Merkmale denn überhaupt gefunden, welche Einschränkungen gelten, die entsprechend die transformative Wirkung stark beeinflussen könnten.
Als Hausaufgabe bis dahin können Sie sich schon einmal Ihre umfangreichen Vertragsbedingungen der Wohngebäudeversicherung heraussuchen und schauen, ob Ihnen dabei etwas auffällt!

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Weiterführende Links:
1) GDV Schadenstatistik 2024, Einzelgefahren Verbundenen Wohngebäudeversicherung – Schadenentwicklung (11.12.2024)
2) Einstieg in das Prinzip der "Grauen Energie", Graue Energie – Wikipedia (11.12.2024)

 

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