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Moorfachtagung in Wilheimsdorf

Wiedervernässung von Mooren - Planung und Umsetzung

Die Deutsche Gesellschaft für Moor- und Torfkunde (DGMT), der Schwäbische Heimatbund und die Riedstiftung veranstalteten vom 07. bis 09. November 2024 eine Fachtagung zum Thema „Moorschutz und Wiedervernässung“. Diese fand im Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf (Lkr. Ravensburg/BW) statt. Die Moorlandschaft des angrenzenden Pfrunger-Burgweiler Riedes und die im Rahmen des Naturschutzgroßprojektes erfolgreich abgeschlossenen Maßnahmen bildeten dabei den idealen Rahmen für den fachlichen Austausch.

Auf der Tagung wurden anschauliche Beispiele für erfolgreich umgesetzte Moorprojekte aus ganz Deutschland vorgestellt. Dabei wurden die Planung, Umsetzung und der Aufwand, der hinter der Wiedervernässung von Mooren steckt, praxisnah und verständlich beleuchtet. 

Ein zentrales Thema, welches diskutiert wurde, war, wie Landwirte auf wiedervernässten Flächen künftig Einkommen generieren können. Durch den hohen Wasserstand sind angepasste Bewirtschaftungsformen nötig: Grünland könnte als Nasswiese genutzt werden, während nässetolerante Pflanzen wie Schilf, Rohrkolben oder Torfmoos angebaut werden könnten. Diese spezielle Nutzung nasser Moorböden wird unter dem Begriff Paludikultur zusammengefasst.

Was ist Paludikultur?

Die Paludikultur, abgeleitet von „palus“ (lateinisch für „Sumpf“ oder „Morast“), bezeichnet die land- und forstwirtschaftliche Nutzung von nassen Hoch- und Niedermooren. Moderne und nachhaltige Ansätze beinhalten die energetische Nutzung von Niedermoor-Biomasse, die Verarbeitung von Röhrichten zu innovativen Baustoffen oder den Anbau von Torfmoosen als umweltfreundlichen Ersatz für Torf im Gartenbau.

Die Bewirtschaftung von Moorböden unter nassen Bedingungen trägt zum Klimaschutz bei, indem sie den CO2-Ausstoß reduziert und durch Verdunstung für Kühlung sorgt. Sie bietet zudem Alternativen zu fossilen Rohstoffen, ohne mit der Nahrungsmittelproduktion um Flächen zu konkurrieren. Darüber hinaus stärkt Paludikultur die Biodiversität und fördert weitere ökologische Funktionen von Mooren. Sie eröffnet neue Chancen für Landwirtschaft und Tourismus, insbesondere in strukturschwachen Regionen.

Die Umstellung auf Paludikultur bedeutet für landwirtschaftliche Betriebe eine Neuausrichtung und Spezialisierung ihrer Bewirtschaftungsweise. Gerade deshalb hängt erfolgreicher Moorklimaschutz auch von der Zusammenarbeit und dem Unternehmergeist der LandwirtInnen ab.

Beweidung der Moorflächen

Beweidung gehört seit dem frühen Mittelalter zu den ersten Nutzungsformen feuchter Niedermoorflächen und stellt den natürlichen Zustand der Landschaft dar. Schon vor dem Einfluss des Menschen sorgten Pflanzenfresser wie Hirsche oder Elche dafür, dass neben Wald auch halboffenes Weideland existierte. In den letzten Jahrzehnten führte intensive Landwirtschaft jedoch zu einem Rückgang der Arten- und Lebensraumvielfalt. Im Pfrunger-Burgweiler Ried wird durch Wiedervernässung und extensiver Nutzung versucht, das Moor zu regenerieren und eine artenreiche Landschaft zu fördern. Robuste Rinder, wie beispielsweise Galloways, schottische Hochlandrinder oder Heckrinder spielen dabei als ganzjährige Landschaftspfleger eine wichtige Rolle.

Renaturierung und eine ganzjährige Rinderbeweidung schaffen eine feuchte bis nasse, halboffene Weidelandschaft. Durch die Beweidung der Rinder oder anderer Tiere wie Pferde oder Ziegen entsteht eine vielfältige Landschaft mit einem Mix aus Wiesen, Büschen, Bäumen, Wäldern, Rohböden und Gewässern, die zahlreichen Arten abwechslungsreiche Lebensräume bietet.

Im Pfrunger-Burgweiler Ried werden sechs robuste Rinderrassen zur extensiven Beweidung und Landschaftspflege eingesetzt. Sie sind an die Bedingungen angepasst und bleiben ganzjährig auf der Weide.

Um eine Überweidung und das Wachstum der Herden in Feuchtgebieten zu vermeiden, werden regelmäßig Tiere aus den Herden entnommen. Diese Rinder, die ihr Leben vollständig in ganzjähriger Freilandhaltung verbracht haben, kennen keine Fixierung oder Transporte, was den Stress beim Einfangen erhöht. Daher erfolgt die Entnahme durch einen Weideschuss, der in Zusammenarbeit mit Behörden und der Stiftung Naturschutz Pfrunger-Burgweiler Ried durchgeführt wird. Dieses schonende Verfahren minimiert Stress für die Tiere. Anschließend wird das Rind zu einem regionalen Metzger gebracht und weiterverarbeitet.

Das Gundelfinger Moos, ein Teil des schwäbischen Donaumooses liegt, ist als Naturschutzgebiet (NSG) geschützt und umfasst eine Fläche von 224 Hektar. Zudem ist es als Flora-Fauna-Habitat (FFH)-Gebiet ausgewiesen. Auch dort wurden nachhaltige Beweidungssysteme, z.B. mit Exmoor-Ponys, Rindern und Wasserbüffeln eingeführt.

Weitere Moorprojekte

Das Ummendorfer Ried, ein rund 114 Hektar großes Moor in der Nähe der Stadt Biberach, wurde zwischen 2007 und 2022 renaturiert. Im Rahmen dieser Maßnahmen wurde der oberflächennahe Grundwasserspiegel angehoben, um die verbliebenen naturnahen Moorbereiche zu stabilisieren. Ziel war es, die moortypischen Lebensgemeinschaften wiederherzustellen, die durch frühere Torfgewinnung und Entwässerung beeinträchtigt worden waren. Zusätzlich konnte durch die Renaturierung der ökologische Wert des Gebiets gesteigert werden.

Die Allgäuer Moorallianz ist ein Naturschutzgroßprojekt, dessen Ziel es ist, deutschlandweit bedeutende Landschaften und Lebensräume zu bewahren und für kommende Generationen zu sichern. Im Fokus steht der Schutz und die Erhaltung der biologischen Vielfalt in den Moorlandschaften des Allgäus. Gleichzeitig leisten die vielfältigen Moorschutzmaßnahmen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur Hochwasservorsorge. Das Projekt wird im Rahmen des Programms „chance.natur – Bundesförderung Naturschutz“ vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) gefördert und läuft bis zum Jahr 2030.

Fazit

Die Beweidung im Pfrunger-Burgweiler Ried zeigt exemplarisch, wie LandwirtInnen künftig auf nassen Moorflächen wirtschaftlich erfolgreich sein können. Mit gezielter Kommunikation, Aufklärung und einer offenen Herangehensweise bietet sich die Chance, diese Flächen nachhaltig zu bewirtschaften – ein Ansatz, der angesichts der wachsenden Dringlichkeit immer wichtiger wird.

Insgesamt bot die Tagung einen umfassenden Einblick in erfolgreich abgeschlossene Moorprojekte und vermittelte Zuversicht, dass die Renaturierung von Mooren ein zunehmend präsentes und aktiv angegangenes Thema ist. Ein wiederkehrendes Problem jedoch sind die oft langwierigen Projektphasen. Bereits die Genehmigungsverfahren nehmen häufig mehrere Jahre in Anspruch, was deutlich zu viel Zeit kostet. In Zukunft müssen Moorprojekte zügiger umgesetzt werden, um ihre positiven Auswirkungen schneller entfalten zu können.

Besonders ermutigend war die unerwartet hohe Teilnehmerzahl, die selbst die Veranstalter positiv überraschte und das große Interesse an diesem wichtigen Thema unterstrich.

Quellen
Moorwissen: Paludikultur - Moorwissen de
Naturschutzzentrum Wilhelmsdorf: Landschaftspflege durch extensive Beweidung im Pfrunger-Burgweiler Ried
Allgäuer Moorallianz: Über uns - Allgäuer Moorallianz

 

 

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