Die Greensurance Stiftung erwarb 2022 dank eines großzügigen Vermächtnisses zwei ökologisch wertvolle Moorseen bei Weilheim (4,3 ha und 1,5 ha). Diese einzigartigen Feuchtgebiete bieten seltenen Pflanzen und Tieren wertvollen Lebensraum und dienen zugleich als natürliche CO₂-Speicher.
Besonders erfreulich ist die regelmäßige Sichtung des Eisvogels – für ihn wurden gezielt Brutplätze geschaffen, um seine Ansiedlung zu fördern. Auch Biber und Nutrias tragen durch ihre Aktivitäten zur dynamischen Entwicklung der Landschaft bei und schaffen neue Lebensräume für viele Arten.
Durch gezielte Renaturierungsmaßnahmen wird das Gebiet weiter ökologisch aufgewertet. Ziel ist ein stabiler Wasserhaushalt, die Förderung moortypischer Vegetation und der dauerhafte Erhalt dieses besonderen Rückzugsorts für Mensch und Natur.
Die Wiedervernässung von Mooren ist nicht nur ein Beitrag zum Klimaschutz, sondern eine Notwendigkeit für die Stabilität unseres Planeten. Um den Klimawandel einzudämmen, muss die Wiedervernässung jedoch deutlich beschleunigt werden. Während bestehende Förderprogramme und Projekte wichtige Fortschritte erzielen, reichen die bisherigen Maßnahmen nicht aus. Die Entwässerung von Mooren setzt weiterhin jährlich enorme Mengen CO2 frei. Moore müssen jetzt als zentrale Klimaschützer noch weiter in den Fokus rücken!
Auch die landwirtschaftliche Nutzung von nassen Mooren ist möglich und bietet Potenzial. Die land- und forstwirtschaftliche Nutzung nasser Moorflächen wird dabei Paludikultur („Palus“ = „Sumpf“) genannt. Alternativen zum Anbau von Mais oder Kartoffeln auf entwässerten Moorböden kann bspw. der Anbau von nässeverträglichen Pflanzen wie Rohrkolben, Schilf oder Seggen sein. Diese Arten wachsen auch bei naturnahen Wasserständen in nicht entwässerten Mooren, durch die der Torf im Boden erhalten bleibt. Eine weitere Möglichkeit, Moore gleichzeitig wiederzuvernässen und weiterhin landwirtschaftlich zu nutzen, ist die Beweidung mit angepassten Tierarten, wie bspw. dem Wasserbüffel. Durch Maßnahmen wie diese kann der Klimaschutzeffekt der Moore erhalten bleiben.
Die Förderung von Paludikulturen und Moorbodenschutz wird in Deutschland intensiv unterstützt. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) finanziert Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie Modellvorhaben mit jährlich rund 10 Mio. Euro über 10 Jahre, um nachhaltige Nutzungskonzepte für wiedervernässte Moorböden zu entwickeln. Parallel dazu setzt das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) mit dem Aktionsprogramm „Natürlicher Klimaschutz“ auf umfassende Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen aus Moorböden. Ziel ist es, diese bis 2030 um 5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente zu senken, wofür jährlich etwa 300 Mio. Euro an Fördermittel geplant ist.
Neben ihrer Funktion als Kohlenstoffspeicher leisten Moore auch andere wertvolle Dienste für die Umwelt. Vor allem im Wasserkreislauf erfüllen Moore eine wichtige ökologische Funktion. Sie sind in der Lage, große Wassermengen zu speichern und langsam wieder abzugeben und nehmen eine große Rolle in der Anpassung an die Klimakrise ein, denn sie können sowohl Starkregen- und Hochwasserereignisse als auch Trockenperioden abpuffern.
Moore funktionieren wie ein Schwamm – bei Starkregenereignissen speichern sie das Wasser und können Hochwasser so, zumindest bis zu einem gewissen Grad, verhindern. Bei Trockenheit geben Moore das gespeicherte Wasser hingegen an die Umgebung ab und erhöhen somit die Resilienz des Ökosystems in Trockenperioden.
Auch für den Erhalt unserer Trinkwasserreserven sind Moore unverzichtbar. Sie können das durchströmende Wasser filtern, entziehen ihm Nähr- und Schadstoffe und reinigen es dadurch.
Moore waren für den Menschen lange „lebensfeindlich“, unzugänglich und weitgehend unberührte Wildnis. Während der Industrialisierung wurden Moore jedoch für die land- oder forstwirtschaftliche Nutzung zunehmend entwässert. Seit Jahrhunderten wird Torf abgebaut, sei es zur Energiegewinnung durch Verbrennung oder als Blumenerde. Besonders im 18. Jahrhundert erlangte Torf in Norddeutschland große Bedeutung als Energieträger, da Holz auf Grund seiner intensiven Nutzung als Energiequelle oder Baumaterial sowie des Gebrauchs in der Industrie knapp wurde. Auch heute spielt Torf in Ländern wie Finnland, Irland und Belarus eine wichtige Rolle bei der Strom- und Wärmeerzeugung. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts findet Torf zudem immer häufiger Anwendung im Gartenbau.
Die verbliebenen Moorlebensräume und damit viele der hochspezialisierten, moortypischen Tier- und Pflanzenarten sind deswegen heute stark gefährdet. In Deutschland wurden insgesamt bereits 98% aller Moore trockengelegt, über zwei Drittel dieser Flächen werden dabei für die Tierhaltung genutzt.
Moore sind Feuchtgebiete, die von Regen- (Hochmoore) oder Grundwasser (Niedermoore) gespeist werden. Sie können auf Landflächen überall dort entstehen, wo viel Wasser vorhanden ist. Sie sind also sozusagen Wasser und Land zugleich. Obwohl Moore nur etwa 3% der Landfläche bedecken, spielen sie eine herausragende Rolle im Klimaschutz: sie speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie alle Wälder der Erde zusammen (Mooratlas 2023: Daten & Fakten zu nassen Klimaschützern)!
Durch die ständige Nässe gelangen abgestorbene Pflanzenreste nicht in den Kontakt mit Sauerstoff und zersetzen sich daher nur unvollständig. Dabei entsteht Torf, der jedoch nur sehr langsam wächst – etwa einen Millimeter pro Jahr. In ca. 100 Jahren baut sich also eine Torfschicht von rund zehn Zentimetern auf. In diesem Torf werden das Kohlendioxid (CO2) und die Nährstoffe, die die Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommen haben, über Jahrtausende gespeichert. Dadurch werden Moore zu bedeutenden Kohlenstoff- und Nährstoffspeichern. Nasse Moore sind also wahre Klimaschützer!
Wird ein Moor entwässert, kommt die ehemals mit Wasser bedeckte Torfschicht mit dem Sauerstoff der Luft in Kontakt. Dabei werden die abgestorbenen Pflanzenteile, die den Torf bilden, zersetzt und der gespeicherte Kohlenstoff wird in Form von CO2 freigesetzt. CO2 gilt als klimaschädliches Gas und heizt, gemeinsam mit weiteren Treibhausgasen, die Atmosphäre auf. Die Entwässerung von Mooren verstärkt somit den Klimawandel und trockengelegte Moore werden zu echten Klimaschädlingen.
Dass Klimaschutz so viel Freude bereiten kann, dass damit gar nicht Schluss sein soll, zeigten die Mitarbeitenden der Firma Hilti. Waren wir doch bereits im Herbst 2023 im um Hilfe rufenden Hochmoor bei Raubling, konnten aber die Arbeiten an einem der Hauptentwässerungsgräben nicht beenden, entschloss sich das Hilti Team kurzerhand, wiederzukommen, um die Renaturierungsarbeiten zu beenden.
Was dann passierte,… damit konnte niemand rechnen!
Moorführung durch die Nickelheimer Filze
Da das Hilti Team einerseits aus wiederholt Engagierten rund um Oliver bestand, anderseits die „Neuen“ im Moor sofort an die Hand genommen wurden, entwickelte sich in kürzester Zeit eine Eigendynamik, die so viele Kräfte mobilisierte, dass das Erreichte nicht eine Zweitagesarbeit bescheinigt, sondern eher eine Wochenleistung. Für die Neuen im Moor gab es wieder eine Moorexkursion mit Harry Rosenberger durch den Klimawanderpfad der Nicklheimer Filze bei Raubling, während die „Alten“ sofort mit der weiteren Renaturierungsarbeit im Brandfilz begannen.
Fichten müssen weichen, Kiefern und Birken dürfen bleiben,…
Bei der Moorrenaturierung ist wichtig zu verstehen, warum diese mit dem Fällen von Fichten einhergeht. Ein intaktes Hoch- oder Niedermoor sollte in der Regel gar keine Bäume beherbergen, da die meisten Bäume Staunässe kurz unterhalb der Flur nicht vertragen. Die Möglichkeit der Wurzelatmung ist bei intakten Mooren durch den überstauten Wurzelraum nicht möglich und so kommen Bäume erst gar nicht auf bzw. sterben ab. Insbesondere die Fichte (Picea) hat bei Wiedervernässung Stress, wird anfällig für Schädlinge wie dem Borkenkäfer und stirbt letztendlich ab. Weiterhin entziehen Fichten sehr viel Wasser und Licht. Unter verschatteten Fichtenästen ist kein CO2- bindendendes Torfmooswachstum mehr möglich und Fichten transpirieren das ganze Jahr über Wasser über ihre immergrünen, nadelförmigen Blätter in die Atmosphäre. Nicht so Laubbäume, die nur während der Blattphase Wasser verdunsten. Und so dürfen die Sandbirke (B. pendula), insbesondere die Moorbirke (Moorbirke unterscheidet sich vor allem durch die Behaarung der jungen Triebe – deshalb auch »Haarbirke« genannt), als auch die (Schwarz-)Erle (Alnus glutinosa) stehen bleiben. Diese Baumarten kommen mit zeitweise überstauten Lebensräumen zurecht und finden sich so vor allem an den Rändern von Mooren wieder. Ein gern gesehener Gast im Hochmoor ist die aufrechte Moorkiefer (Pinus mugo) auch »Moor-Spirke« genannt und die niederliegende Form, auch »Latsche« genannt. Die Moorkiefer besiedelt den Übergangsbereich zwischen dem vernässten baumlosen Moor und dem (Fichten-)Moor-Randwald. Die Moorkiefer steht auf der roten Liste und ist eine der seltensten autochthonen (einheimischen) Baumarten in Deutschland. Von der Waldkiefer ist die Moorkiefer leicht zu unterscheiden, aufgrund ihrer nicht rötlichen, sondern braun-grau-schwarzen Rinde und ihrer Krone, die nie schirm- sondern immer kegelförmig ist.
Nach Einweisung und Unterscheidung der Baumarten wurden dann Fällungen von Waldarbeiter-Profis wie Moritz Geiselbrechtinger, der die Baumfällungen mit dem Greensurance Stiftungsteam überwachte, vorgenommen. Auch das Hilti Team brachte einen eigenen engagierten Baumkletterer mit, der selbständig mit einem eigenen kleinen Hilti Team Fällungen vornahm und innerhalb kürzester Zeit eine eigenständige Fläche vollständig von Fichten befreite. Durch die Arbeiten an zwei unterschiedlichen Einsatzorten konnte so noch mehr in der vorhandenen Zeit erreicht werden. Wie wunderbar!
Einweisung und Unterscheidung der Baumarten
Hilti Team hilft bei »Entkusselung«
Nicht nur das Baumfällen von großgewachsenen Fichten ist wichtig, sondern auch das Entkusseln. Damit ist die Entfernung jungen Gehölzes gemeint und auch hier steht die Fichte immer im Fokus der Renaturierungsarbeiten. Mit Muskelkraft hat das Hilti Team junge Fichtenbäumchen aus dem Boden gerissen und wenn nicht möglich, mit Handsägen und Zangen, die Bäume gesägt und geschnitten. Die Hilti EntkusslerInnen waren so fleißig, dass während der zwei Tage andauernden Renaturierungsmaßnahme buchstäblich Berge von Material aufgetürmt wurden. Dieses Material bleibt bis in den Winter hinein am Boden liegen und wird, sobald der Boden gefroren ist, abtransportiert. Die Fichtenzweige (auch genannt: Dachsen) und das gesamte Gehölz werden hierfür mit Maschineneinsatz durch den ortsansässigen Maschinenring aus dem Moor entfernt.
Fichtenentfernung mit Motorsägen und Entfernung der Äste mit Äxten und Sägen
Renaturierungsarbeiten sind buchstäblich SICHTBAR!
Wichtig in diesem Zusammenhang ist zu wissen, dass nicht nur die Entkusselung, sondern auch die Fällung der Fichten nur dann einen Renaturierungserfolg nach sich ziehen wird, wenn im Anschluss an die Arbeiten die freigelegten Entwässerungsgräben auch wirklich verschlossen werden. Nur durch das Anheben des Wasserspiegels hat die Fichte in Zukunft keine Chance mehr aufzukommen. Der kurzfristige Renaturierungserfolg ist aber nach insgesamt vier Tagen Einsatz der Hilti Mitarbeitenden (zwei Tage 2023 und zwei Tage 2024) mehr als sichtbar. Dort wo vorher ein verdunkelnder Fichtenbestand war, an dem das Hochmoor keine Chance mehr hatte, seine Umwelt- und Klimawirkungen zu entfalten, ist jetzt ein lichter Moorkiefern und Birken-Moorwald zu sehen. Die Entwässerungsgräben sind so gut wie vollständig freigelegt und können jetzt alsbald verschlossen werden. Bevor dies jedoch umgesetzt werden kann, werden durch Frau Cornelia Siuda Wasserstandspegel gesetzt, um den Renaturierungserfolg messbar zu machen. Mit Beginn der Wasserstandspegelmessungen beginnt dann auch die Zeit des fünfzehnjährigen Monitorings. Nach Ablauf dieses Zeitraums ist das Hochmoor hoffentlich wieder so intakt, dass es vollständig sich selbst überlassen werden kann.
Der Renaturierungserfolg ist sichtbar
Erneuter Dank an Hilti und das engagierte MitarbeiterInnen Team
Das gesamte vor Ort befindliche Greensurance Team möchte sich nochmals bei allen engagierten Hilti- MitarbeiterInnen auf diesem Weg bedanken. Es war das erste Mal, dass wir die Renaturierung in der Wiederholung hatten.
So kannten sich die beiden Teams und auch wenn ein ganzes Jahr zwischen den beiden Aktivitäten hat, war es fast so, als gingen die Arbeiten nahtlos ineinander über. Auch das diesmal eine Übernachtung zum Programm gehörte, mit einem geselligen Beisammensein, hat die beiden Tage zu etwas besonderem gemacht. Viel wurde am Abend über Klimaschutz, Klimaanpassung, die Umwelt allgemein diskutiert und man ist sich einig: die Welt werden wir mit diesem kleinen Impact nicht retten können – aber wir können sie gemeinsam ein ganzes Stück besser machen.
Die Masterarbeit „Versicherungen im Zeichen des Klimawandels: Klimakompatibilität von Versicherungen“ wird in Zusammenarbeit mit der Greensurance Stiftung | Für Mensch und Umwelt gGmbH verfasst und von Frau Prof. Dr. Sabine Homann-Wenig an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf betreut. Ziel der Arbeit ist es Klimarisiken, -strategien und -ziele von deutschen Versicherungen zu untersuchen und dadurch deren Klimakompatibilität zu bewerten. Dabei werden auch Best-Practice Beispiele und Empfehlungen für die zukünftigen wirtschaftlichen Aktivitäten der Versicherungen hervorgehoben. || Masterarbeit an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf